Die Nacht war schön ruhig. Die Kinder haben alle genügend warm gehabt. Falls ihr euch fragt, sie haben alle Daunen-Expeditions-Schlafsäcke. Da es dieses für Kinder nicht so gibt (bzw. für uns unerschwinglich x3) haben wir uns für extra kleine Damen-Schlafsäcke entschieden, max. 160 cm Körpergrösse. Sie sind bis Temperaturen -20° geeignet – ehrlich gesagt hätten wir drunter auch kein Biwak mehr gemacht. Diese Nacht war es -9° kalt/warm und hat zwischendurch sogar etwas geschneit. Andy und Janine haben aber etwas an die Füsse gefroren, unsere jetzt doch 10-jährigen Exped DownMats sind nicht mehr ganz sooo dicht… Naja, Hauptsache die Kinder haben gut geschlafen.


Das schwerste im Winter-Biwak ist immer am Morgen. Raus aus den warmen Schlafsäcken und rein in die kalten Skianzüge und vor allem Schuhe. Andy ist immer unsere Vorhut und wir dürfen noch etwas im warmen Schlafsack dümpeln, bis wieder Feuer brennt. Die Kinder machen aber super mit und so sind bald alle angezogen draussen. Zum Frühstück gibt es (halbgefrorenes) Toastbrot mit etwas Butter und Zucker. Bald schon aber wollen die Hunde wieder los und werden unruhig. Junuk, unser jüngster Hund schreddert in diesem Moment sein Mäntelchen. Die Hunde haben zwar ein super Fell mit isolierender Unterwolle, trotzdem mögen sie die Mäntelchen über Nacht, so liegen sie nicht direkt im Schnee.
Aber jetzt ist Zeit, wieder aufzuräumen und zu starten. Uns erwartet eine längere Etappe. Wir wollen nicht allzu früh an unserem 2. Biwak-Platz sein, damit wir uns nicht die Füsse in den Bauch stehen. Aber allzu lange schlitteln möchten wir auch nicht. Vom Aufstehen bis zur Abfahrt brauchen wir 2 h. Naja, Frühstücken, Zelt abbauen, Schlitten packen, 4 Teams startklar füttern und startklar machen braucht halt seine Zeit. Womit man Janine piesacken kann: diese ***Liegematten zusammenrollen, damit sie wieder in den Packsack packen. Andy übernimmt zum Glück das Abbauen von Liegematten und Zelt mit Hilfe von den Kids, Janine macht die Küche und das restliche Material. Hat jedes Kind seinen Helm, seine dicken Handschuhe? Mann haben wir oft einzelne Handschuhe gesucht…




Aber endlich geht es weiter. Vom Start habe ich leider keine Bilder, das ist immer etwas hektisch. Auch die Kinder haben vor dem Start immer etwas Bauchschmerzen vor Nervosität. Die Hunde sind geladen und sind unglaublich wild. Sie wollen einfach rennen. Zur Sicherung der Schlitten werden diese an Bäume angebunden mit einem Paniksnap, der sich auch unter Zug lösen lässt. Diese Sicherungsleine lösen können die Kinder noch nicht selber. Andy startet jeweils vorne weg, dann hilft Janine beim Lösen der Leine bei Jaro, dann bei Irina und am Schluss startet sie noch hintennach. Alle sind immer froh, wieder on trail zu sein.

Die Strecke führt wie immer wunderschön über Moore, durch Wälder, Holzfällerwege und breitere Skidoo (also Schneetöff) Trails. Und natürlich die immer noch gefrorenen Seen.
Heute ist sehr windig, knapp 30 km/h. Auf den offenen Seen entwickelt sich der herumgewirbelte Schnee zu einem richtigen Schneesturm. Janine hat davon ein Video gemacht, wir werden mal versuchen, es hochzuladen. Die kleinen schwarzen Punkte auf diesem Foto sind die Kinder und Andy…

In den Wäldern ist man zum Glück geschützter vor dem Wind.




Manchmal geht auch mal richtig bergauf:

Nach 3 h beginnen wir unseren Biwak-Platz zu suchen. Wir haben auf der Karte einen Holzfällerpfad ausgesucht. Am angedachten Ziel angekommen, ist dieser Waldteil vor ein paar Jahren abgeholzt worden und bei dem jetzigen Wind zu stark ausgesetzt für uns. Also suchen wir einen geeigneteren Biwak-Platz. Nach weiteren 40 Minuten haben wir einen gefunden. Nur ein Bach fehlt aber ansonsten ist er tiptop. Ohne Bach müssen wir halt wieder Schnee schmelzen, um Wasser zu gewinnen. Dies ist einfach ein bisschen zeitaufwändiger.
Die Hunde sind jetzt nach 3 h 40 min, ca. 30 Kilometern und ca. 1000 Höhenmetern ziemlich müde und warten brav, bis wir das Stake-Out, also die Anbindevorrichtung, wieder aufgebaut haben. An ihrem Platz, legen sich alle hin. Naja Junuk und Haikou, die beiden jüngsten Hunde müssen noch ein bisschen gucken, was wir so machen. Die Kinder geniessen es auch, die schön ruhigen Hunde zu knuddeln und ihnen die Mäntelchen für die Nacht anzuziehen.



Jaro macht mit den Schneeschuhen einen befestigten Platz, um unser Zelt dann dort aufstellen zu können. Bei jedem Schritt ohne Schneeschuhe ausserhalb eines Trails sinkt man bis zur Hüfte im Schnee ein. Andrej und Irina suchen inzwischen wieder Feuerholz. Nach fast einer Stunde kommen sie mit etwa 10 kleinen Ästen zurück – aber sie hatten Spass im Wald…

Nachdem die Hunde versorgt sind, gefressen und ihre Mäntel angezogen haben, stellen wir unser Zelt auf, damit wir möglichst bald einen Rückzugsort vor der Kälte haben. Der Wind hat sich inzwischen etwas gelegt und wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen.

Dann müssen wir natürlich noch ein windgeschütztes Schnee-Sofa mit Feuerstelle freischaufeln, viiiiel Feuerholz suchen, Schnee schmelzen, ein Klo bauen (das mögen die Kinder übrigens noch weniger als am Morgen aus dem Schlafsack kriechen – aufs Klo müssen bei -10° ;-)) und natürlich dann auch noch etwas für uns kochen. Wir alle haben Bärenhunger! Es gibt Ravioli aus der Büchse und dazu heissen Punsch.


Wir sitzen noch eine Weile am Feuer, kochen, essen und schmelzen Schnee. Wasser ist immer sehr wichtig – ziemlich schnell nachdem die Hunde versorgt sind beginnen wir, Schnee zu schmelzen. Die Hunde bekommen immer jeder ein Schüsselchen Wasser (bei 10 Hunden min. 5 Liter). Dann für uns brauchen wir für Tee/Punsch heisses Wasser. Für den Folgemorgen wir jeweils heisses Wasser in eine super 2-Liter-Isoflasche abgefüllt. Und dann natürlich brauchen wir noch Wasser für Andy’s Geheimtipp: PET-Wärmeflaschen. Wenn es empfindlich kalt wird am Abend, die Kinder durchfroren sind und dann noch in die kalten Schlafsäcke schlüpfen müssen, hilft so eine mit heissem Wasser gefüllte PET-Flasche wirklich super, die Wohlfühl-Temperatur schnell wieder zu erreichen.


Hier sieht man sehr schön, wie die Hunde über Nacht schlafen – sie rollen sich Hunde ganz eng ein, falten die Pfotenballen nach oben und legen den Schwanz über die Schnauze. So lassen sie sich auch gegebenenfalls einfach einschneien. Junuk muss halt sein halb zerstörtes Mäntelchen von gestern nochmals anziehen. Sonst muss er halt ohne Mäntelchen schlafen. Irina sagt noch gute Nacht…

Bald wird es empfindlich kalt und die Kinder frieren zum ersten Mal richtig und schlottern. Schnell ab und in den Schlafsack, Wärmeflasche und ein paar Wärmepads auf die Füsse. Übrigens schlafen wir alle in unserer Thermowäsche, unsere unterste Schicht. Darüber tragen die Kinder noch jeweils eine dickere Hose und einen Ski-Pulli. Dann je nach Bedarf noch eine Fleece-Jacke und dann Skianzüge. Bei den Füssen schwören wir auf die dicken Alpaka-Wollsocken – diese kann man hier auch überall kaufen. Bei den Schuhen ist ebenfalls sehr wichtig, dass sie ein paar Nummern zu gross sind – so haben Warmepads platz und auch die Zehen können sich bewegen.


Ach ja – Irina hat sich (da es uns ja sonst zu langweilig wird) noch ziemlich tief mit dem Sackmesser in den Finger geschnitten. Als die Finger im Schlafsack wieder schön warm werden, gibt es ein wenig ein Blutbad. Aber alles kann gut mit Steristrips verklebt und verbunden werden und schliesslich kann auch Irina schlafen. Es wird in der Nacht -14° kalt.